Unternehmertum ist erlernbar

Wie die Lean Startup Philosophie entstanden ist

Genau dieses Dilemma mit den Businessplänen, die ihr Papier nicht wert waren, hat auch Silicon Valley Serienunternehmer Steve Blank, der Gründervater der Lean Startup Bewegung, sowohl am eigenen Leib, als auch als Investor bei zig seiner Startups erfahren. Aus diesem Grund hat er über die Jahrzehnte eine Methodik entwickelt, die er Customer Development genannt hat . Kern seines Ansatzes ist die Feststellung, dass ein Startup darauf fokussiert sein muss, in einem Suchprozess zunächst erst einmal sein Geschäftsmodell zu finden. Wohingegen große Organisationen eher gut darin sind, bestehende, von ihren ehemaligen Unternehmensgründern entdeckte, Geschäftsmodelle für Dekaden effizient auszuführen. Deswegen ist es für Startups oft so schwer in eine »Execution« zu gehen, während große Unternehmen oft verlernt haben, wie ein »Search«-Modus für ein Geschäftsmodell funktioniert. Aus diesen Überlegungen folgert Blank, dass ein Startup keine kleine Version eines großen oder fertigen Unternehmen sein kann, sondern eine temporäre Organisation auf der Suche nach einem Geschäftsmodell, die Produkt- und Kundenentwicklung gleichzeitig betreiben muss. Er forderte daher seine Gründer auf, nicht mehr irgendwelchen Handlungsmustern und -rezepten von Großorganisationen nachzueifern. Stattdessen stellte er ihnen als Bedingung für sein Investment, an einem seiner Kurse teilzunehmen, die er an der UC-Berkeley und Stanford University hält, in dem Ihnen die Grundlagen des »wie finde ich schon Kunden, während ich mein Produkt fertig baue« vermittelt wurden .

Steve Blanks und Eric Ries‘ Bücher haben viele der Grundlagen gelegt auf denen die Lean Startup Community heute aufbaut,
Fotoquellen: Eric Millette, Steve Blank, seret, and betsyweber, Eric Ries, Collage, CC BY 2.0

Einer dieser »Zwangsteilnehmer« war Eric Ries, der später den Begriff Lean Startup erstmalig prägen sollte und den gleichnamigen Bestseller geschrieben hat. Eric war bereits vor seiner Kursteilnahme bei Steve Blank ein großer Anhänger von Lean Thinking, einer auf das Toyota-Produktionssystem zurückgehenden Arbeitskultur, die im Kern Werte ohne Verschwendung schaffen möchte. Dabei betont sie u. a. Prinzipien, wie „Minimise Muda/Waste — minimiere Verschwendung“; „Continuous Improvement — Das Anstreben von Perfektion durch fortlaufende Verbesserung“; „Measure the Big Picture — Das große Ganze messen“.

Eric Ries’ großer Verdienst ist, dass er die Einflüsse des Lean Thinking und des Customer Development mit der Unterscheidung von »Search vs. Execute« verarbeitet und der Welt das erste Mal klar und einfach zugänglich gemacht hat. Zuvor wurden diese Themen nämlich nur in recht nerdigen und oft auch getrennten Zirkeln diverser Communities besprochen (#UX, #CustDev, #OpenSource). Anfangs bloggte Eric darüber und schärfte sein Denken im Austausch mit genannten Communities, später fasste er alles in seinem 2009 erschienen Buch The Lean Startup zusammen, welches eine weltweite Startup-Bewegung in Gang setzte, die in den letzten 10 Jahren auch Einzug in die Innovationsaktivitäten von progressiven Großunternehmen und Mittelständlern gehalten hat.

Neben Eric Ries und Steve Blank gibt es aber noch zahlreiche weitere Akteure, die die Denkschule des Lean Startup maßgeblich beeinflusst haben. Zu den wichtigsten aus unserer Sicht gehören: Tristan Kromer , David Bland , Alexander Osterwalder , Ash Maurya und Brant Cooper . Es ist gut, diese Namen einmal gehört zu haben, denn deren Grundlagenarbeit und Frameworks werden uns in den nächsten Artikeln der Serie begleiten.

O.K., genug der Geschichtsstunde und des Name-Dropping. Was genau ist denn nun ein Lean Startup? Und wie geht es anders mit den erwähnten Problemen herkömmlich geführter Startups, bzw. klassischer Wasserfall-Produktentwicklung in Unternehmen um? [ weiter … ]


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