Warum diese Artikelserie zu den Grundlagen von Lean Startup?
Ich durfte in den letzten 20 Jahren mit Unternehmen diverser Couleur zusammenarbeiten. Vom Startup bis zum DAX-Konzern war alles dabei. Am bereicherndsten fand ich immer die Arbeit mit soliden deutschen Technologieunternehmen — Umfeldern, in denen wirklich noch richtig »an etwas gebaut wird«. Ich bewundere das kreative Potenzial und technische Können, was in unseren immer noch gut ausgebildeten deutschen Ingenieurinnen und Ingenieuren steckt. Auch die Hingabe, mit der sie nach technisch und ökologisch nachhaltigen Lösungen suchen, finde ich so bewunderns- und unterstützenswert, dass wir bei co:dify fast ausschließlich nur noch für Ingenieurs-getriebene (Cleantech) Unternehmen arbeiten, die heute Hard- und Software in Produkt-Service-Geschäftsmodellen zusammenbringen müssen. Diese Zusammenarbeit macht Spaß, ist »on Mission« und erfüllt uns bei co:dify mit Sinn.
Im gleichen Atemzug aber sind wir immer wieder frustriert — ja teils entsetzt — zu beobachten, nach welchen antiquierten Managementansätzen besagte Unternehmen in Deutschland in weiten Teilen noch arbeiten. Stichworte: Wasserfall, Top-down Command-Control, kaum Teamdiversität, Strategieentwicklung als Planung, etc. Dies sorgt nicht nur für Frustration und die Verschwendung von Talent bei den immer härter umkämpften Mitarbeitern, sondern auch für teure Technologiefehlentwicklungen und ein permanentes Verpassen von Marktchancen .
Technologisches Nicht-Können ist dafür nur selten verantwortlich. Die Probleme liegen oft eher im fehlenden Markterschließungs- und Kommerzialisierungs-Know-how sowie der Anwendung teils extrem veralteter Strategie- und Marktbearbeitungsmethoden in den Reihen des Managements besagter Unternehmen begründet . Dieses nicht zeitgemäße Management ist meines Erachtens auch einer der Gründe, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb immer weiter zurückfällt. Natürlich sind für eine Gesamtschau viele, auch makroökonomische und politische Einflussfaktoren, für den Rückgang von Wettbewerbsfähigkeit zu betrachten. Ich fokussiere mich im Folgenden daher nur auf die Effekte eines verengten Techno-zentrischen Denkens gepaart mit den immergleichen Déformations Professionnelles, die Top-Entscheider*innen und (Nachwuchs)Führungskräfte mit ihren homogenen Berufs- und Studienhintergründen in das Bild des schleichenden Niedergangs ihrer Branche einbringen. Dabei konzentriere ich mich im Speziellen auf das Phänomen, dass wir in Deutschland gerne das »Ding verbessern« statt »die Situation des Kunden« und beschreibe in dieser „Lean Startup für Einsteiger“ Artikelserie die gleichnamige in den letzten 15 Jahren prominent gewordene Methodik, die einen möglichen Weg zeigt, um dieser Neigung ein Gegengewicht zu geben. Oh, und ich schreibe sie auch deshalb, weil ich die deutschsprachigen Blogposts zum Thema, die ich bisher kenne immer zu oberflächlich fand. Mal sehen, ob es mir gelingt das Thema besser runterzubrechen … [ weiter … ]